Nachtwächter Mannheim

Mannheim-Innenstadt – Wer mit dem Nachtwächter durch Mannheim wandert, wird so einiges erfahren, was nicht in Büchern steht und schon gar nicht in Schulen gelehrt wird.

 

Mit dem Nachtwächter durch Mannheim

„Das war der beste Geschichtsunterricht, den ich je hatte!“ Thomas Bernhardt war sichtlich begeistert von den letzten 90 Minuten, in denen wir mit dem Nachtwächter Matthias Stieber durch Mannheim gelaufen sind.

Am Freitag (17. Februar) ging es vom Schlosshof, vorbei an der Mensa zur Sternwarte weiter zum Zeughaus, über den Schillerplatz zur Jesuitenkirche und zurück zum Schloss. Dabei sprach der Nachtwächter, Carl Theodor‘ von der ,guten alten Zeit‘ der Kurpfalz. Stück für Stück erklärte uns der Wächter Anekdoten aus der Geschichte Mannheims rund um das 19. Jahrhundert. Eine Stadt, die mehrfach zerstört wurde und schon immer offen für Menschen anderer Nation und Konfession war.

Eine Reise in die Vergangenheit von Mannheim

„Der größte Feind einer Stadt lauert nicht außerhalb der Stadtmauern, sondern drinnen“, so der Nachtwächter. Er musste nachschauen, ob alle Fenster und Türen verschlossen waren und die Sauerstoffzufuhr regulieren. Es war ein lustiges Bild, wenn der Nachtwächter von damals vor den Graffitis von heute gelaufen ist.

Lehrreich

Sicherlich haben wir in der Schule nicht gelernt, dass Kurfürst Carl-Theodor sieben Kinder hatte und es trotzdem keinen Thronfolger gab. Denn: Sie waren alle unehelich, doch gestört hatte es im damaligen Mannheim niemand.

Ganz anders war es allerdings, als seine Gattin Elisabeth Auguste in flagranti mit einem Angehörigen des Hochadels erwischt wurde. Der Skandal war perfekt, jedoch fand der Kurfürst eine elegante Lösung: Der ,Täter‘ wurde für verrückt erklärt und kam in den Kerker des Karmeliterklosters in Weinheim. Seine Frau bestätigte die Verrücktheit des Mannes – gegen die Zahlung eines stolzen Geldbetrags.

Mannheim war New Yorks Vorbild

Dass Manhattan nach Mannheimer Vorbild gebaut wurde, wissen vielleicht schon Einige. Dass Johann Jakob Astor, ein Unternehmer aus Walldorf, an der amerikanischen Westküste seine erste Million gemacht hatte, dass wissen nur die Allerwenigsten. Mit Immobilien in Manhattan hatte er später seine erste Milliarde gescheffelt und zwar indem er rechtwinklige Parzellen verkaufte – nach Mannheimer Vorbild.

Das wahre Bild des Nachtwächters

Zum Schluss der Tour klärte ,Carl Theodor‘ uns noch auf, dass das Bild vom Nachtwächter mit Lampe und Hellebarde „romantischer Blödsinn“ sei. Die Nachtwächter waren zwielichtige Typen, mit denen keiner wirklich etwas zu tun haben wollte. Ein Wächter war ein „unehrlicher“ Beruf. Übrigens: Die letzten Nachtwächter in Mannheim gab es in den 1880er Jahren.

https://www.mannheim24.de/mannheim/fotos-mannheim-innenstadt-gemeinsam-mit-nachtwaechter-durch-mannheim-bei-nacht-9622717.html